Ohne erkennbaren Grund beginnt die Schulter, zu schmerzen und allmählich steif zu werden. In der Fachsprache ist von einer Schultersteife die Rede, berichtet berichtet das deutsche Gesundheitsportal gesundheitsinformation.de. Meist tritt die Erkrankung um das 50. Lebensjahr auf.
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Eine Schultersteife heilt normalerweise von selbst wieder aus. Es kann allerdings mehrere Monate dauern, bis die Schmerzen ganz verschwinden – und noch deutlich länger, bis die Schulter wieder voll beweglich ist. Medikamente und Physiotherapie können die Schulterschmerzen allerdings lindern und die Beweglichkeit verbessern. Eine Operation kommt nur selten infrage, da sie meist keine Vorteile hat und mit verschiedenen Risiken verbunden ist.
Symptome
Eine Schultersteife beginnt schleichend. Die anfangs oft nur leichten Beschwerden werden über einige Monate stärker und stören dann häufig den Schlaf. Die Schmerzen werden oft als dumpf und tiefliegend beschrieben. Sie können auch zum Bizeps ausstrahlen. Es wird immer schwieriger, den betroffenen Arm nach oben und hinten zu bewegen. Der Arm kann mit der Zeit so steif werden, dass man ihn kaum noch bewegen kann: Er ist wie „eingefroren“. In englischsprachigen Ländern wird die Schultersteife daher auch als „frozen shoulder“ (eingefrorene Schulter) bezeichnet. Die medizinischen Fachbegriffe für Schultersteife sind „adhäsive Kapsulitis“ oder „Periarthritis“.
Eine Schultersteife kann sehr belastend sein und viele Tätigkeiten stark erschweren. So können das Anziehen, Kochen, Putzen, der Griff zur hinteren Hosentasche oder das Schalten beim Autofahren zu einer Herausforderung oder gar unmöglich werden. Manchmal ist es dann zeitweise nicht mehr möglich, den Beruf auszuüben – insbesondere, wenn man zum Beispiel häufig über Kopf arbeiten muss.
Für Betroffene kann es eine zusätzliche Belastung sein, dass andere nicht immer Verständnis für die Erkrankung zeigen. Das hat auch damit zu tun, dass die Beschwerden oft schwer nachvollziehbar sind: Eine Schultersteife wird nicht durch eine Verletzung verursacht, ist nicht sichtbar und wird zudem oft erst spät diagnostiziert.
Ursachen
Gelenke sind die verbindenden Elemente zwischen zwei Knochen. Im Schultergelenk greift die Kugel des Oberarmknochens (Humerus) in eine Vertiefung, die Pfanne des Schulterblattknochens (Scapula). Dieses Kugelgelenk ist von einer festen Faserschicht umschlossen, der Gelenkkapsel.
Bei einer Schultersteife bilden sich narbenähnliche Verklebungen (Adhäsionen) in der Gelenkkapsel. Dadurch verdickt sich das Kapselgewebe und die Kapsel schrumpft. Man vermutet, dass Entzündungen dabei eine entscheidende Rolle spielen. Wie es dazu kommt, ist aber nicht genau geklärt. Meist lässt sich keine Ursache für die Schultersteife finden.
Selten kommt es nach Unfällen, Entzündungen oder einer Ruhigstellung der Schulter etwa nach einer Operation zu einer Schultersteife. Dann spricht man von einer sekundären Schultersteife.
Häufigkeit
Eine Schultersteife tritt typischerweise im Alter von 40 bis 60 Jahren auf. Schätzungsweise 2 bis 5 % der Bevölkerung haben irgendwann damit zu tun, Frauen etwas häufiger als Männer. Besonders oft sind Menschen mit Diabetes betroffen: Etwa 10 bis 20 % von ihnen erkranken. Auch dafür gibt es noch keine Erklärung.
Verlauf
Eine Schultersteife heilt in der Regel von selbst aus. Dies kann jedoch eine ganze Weile dauern.
Die Erkrankung verläuft in Phasen, die ineinander übergehen:
- Zunächst fängt die Schulter an, immer stärker zu schmerzen. Die Schmerzen können auch in Ruhe und nachts auftreten, vor allem wenn man auf dem betroffenen Arm liegt oder wenn man die Schulter nach oben oder hinten bewegt.
- Nach und nach „friert“ die Schulter dann ein. Die Beweglichkeit nimmt ab, während die Schmerzen nachlassen. Durch die Bewegungseinschränkungen baut die Schultermuskulatur oft etwas ab.
- In der letzten Phase löst sich die Schultersteife allmählich und die Beweglichkeit kommt zurück. Oft bessern sich die Beschwerden schon innerhalb von einigen Monaten deutlich. Bis die Schulter wieder so beweglich oder fast so beweglich ist wie zuvor, kann es jedoch länger dauern.
Wie eine Schultersteife verläuft, lässt sich nicht genau vorhersagen: Viele Menschen haben nach 1 bis 2 Jahren nur noch wenige Einschränkungen. Bei manchen dauert der Heilungsprozess aber deutlich länger. In einer Studie hatten nach gut vier Jahren noch etwa 6 % der Betroffenen starke Beschwerden.
Eine Schulter versteift normalerweise nur einmal im Leben. Allerdings erkrankt bei 6 bis 17 % der Betroffenen innerhalb von fünf Jahren die andere Schulter.
Diagnose
Schulterbeschwerden können verschiedene Ursachen haben. Die Diagnose „Schultersteife“ können Ärztinnen und Ärzte anhand der Beschreibung der Symptome und einer körperlichen Untersuchung der Schulter stellen. Dabei wird die Beweglichkeit der Schulter und des Armes geprüft und das Gelenk abgetastet. Die Ärztin oder der Arzt beobachtet von der Rückenseite, wie sich die Schulterblätter bewegen, wenn beide Arme seitlich auf Schulterhöhe angehoben werden. Bei einer Schultersteife hebt sich das Schulterblatt auf der betroffenen Seite in der gesamten Bewegung mit an, was es normalerweise nicht tut.
Wenn andere Probleme, wie zum Beispiel Arthrose, ausgeschlossen werden sollen oder die Ursache der Beschwerden schwer festzustellen ist, wird die Schulter manchmal auch geröntgt oder ein MRT gemacht.
Behandlung
Die Heilung einer Schultersteife braucht Zeit. Es gibt jedoch verschiedene Möglichkeiten, die Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. Das erste Ziel der Behandlung ist, die Schmerzen zu lindern. Später geht es vor allem darum, die Schulter wieder beweglicher zu machen.
Eine Schultersteife wird in der Regel konservativ (ohne Eingriff) behandelt. Als wirksam erwiesen haben sich:
- Kortisontabletten oder -spritzen in das Schultergelenk zur Linderung der Schmerzen
- Dehnübungen und Physiotherapie zur Verbesserung der Beweglichkeit und Kraft
Vor allem in den frühen Erkrankungsphasen ist es wichtig, behutsam mit den Übungen zu beginnen, da sich die Schmerzen sonst verstärken können. Die Bewegungen sollten nicht erzwungen werden und keine starken Schmerzen auslösen.
Entzündungshemmende Schmerzmittel wie Ibuprofen (als Tabletten oder Creme) helfen vermutlich nicht ausreichend. Manche Menschen finden Wärme- und Kälteanwendungen angenehm.
Da eine Schultersteife meist von selbst ausheilt, ist ein Eingriff in der Regel nicht nötig. Eine eingreifende Behandlung hilft meist nicht besser als eine konservative. Zudem ist jeder Eingriff mit Operations- und Narkoserisiken verbunden. Er wird deshalb erst erwogen, wenn die Schulter trotz mehrmonatiger konservativer Behandlung immer noch steif ist. In diesem Fall muss die Ärztin oder der Arzt auf das Recht hinweisen, sich eine zweite ärztliche Meinung einzuholen.
Quellen
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