Der 11. Oktober ist der Internationale Tag der Mädchen. Die UNO rief diesen Welttag 2012 ins Leben, die Idee hierfür lieferte die Organisation “Plan International”. An diesem Tag soll durch verschiedene Aktionen auf die Benachteiligung von Mädchen und jungen Frauen aufmerksam gemacht werden. Südtirols Institut für Allgemeinmedizin und Public Health unterstützt dieses Anliegen.
“In keinem Land der Welt herrscht echte Gleichberechtigung — auch nicht in Südtirol”
“Mädchen haben nach der UN-Kinderrechtskonvention dieselben unveräußerlichen Rechte wie Jungs, aber trotzdem werden weltweit immer noch im Verhältnis Mädchen häufiger als Jungen diskriminiert”, betont Dr. Barbara Plagg, Humanbiologin am Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen. “Neben der Tatsache, dass Mädchen häufiger Opfer (sexualisierter) Gewalt sind, wird ihnen häufig auch der Zugang zu Bildung erschwert. In keinem Land der Welt herrscht echte Gleichberechtigung — auch nicht in Südtirol, aber immerhin haben hier Mädchen denselben Zugang zu Bildung wie Jungen. Allein, hier zeigt sich das Ungleichgewicht erst später auf der Karriereleiter, wo dann deutlich weniger Frauen in den höheren Einkommens- und Führungsrängen anzutreffen sind: Oben wird’s für Frauen eng. Damit sich das ändert, muss man sie bereits als Mädchen stärken und ihnen vermitteln, dass sie dieselben Kompetenzen — ja, auch in den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) — haben, dieselben Führungsqualitäten und dasselbe Recht auf Erfolg, politische Teilhabe und Wertschätzung ihrer Arbeit”, schreibt Dr. Plagg anlässlich des Welt-Mädchentages.
“Oben wird’s eng”: Nur wenige Frauen in wissenschaftlichen Spitzenpositionen
Welche Chancen werden sich den Mädchen — also den Frauen von morgen — im internationalen Wissenschaftssektor bieten? Trotz eines Studienabschlusses sind Frauen im Vergleich zu Männern arbeitsmarkttechnisch noch immer benachteiligt. Selbst gut ausgebildete und qualifizierte Frauen würden es nur selten in Spitzenpositionen schaffen, moniert Dr. Plagg. Der Wissenschaftsbetrieb sei noch immer männerzentriert und hierarchisch strukturiert. An italienischen Universitäten werde die Gleichstellung der Geschlechter erst im fernen Jahre 2060 erreicht, sofern es im Schneckentempo der letzten Jahre weitergehe, unterstreicht Dr. Barbara Plagg.
“Es reicht nicht aus, Förder- und Mentoringprogramme für Frauen in der Wissenschaft zu etablieren, ohne am Narrativ der stets verfügbaren, kinderlosen und in Vollzeit tätigen Wissenschaftlerin zu feilen und neue Role-Models zu etablieren. Es reicht nicht aus, Teilzeitstellen zu ermöglichen, ohne die soziale Rentenabsicherung für Frauen und die Vergütung unbezahlter Care-Arbeit als sozialpolitische Priorität einzufordern. Es reicht nicht aus, sich über mehr Frauen in der Wissenschaft zu freuen, wenn diese gleichzeitig irgendwo zwischen Post-Doc und Mutterschaft auf der Strecke bleiben. Bei genauerem Hinsehen wird nämlich deutlich, dass sich das Bildungsniveau der Frauen dem der Männer zwar erfreulicherweise angeglichen hat – nicht aber das weibliche Gehalts- oder Karriereniveau”, schreibt Dr. Plagg in ihrem Essay mit dem Titel “Oben wird’s eng”.
Der Beitrag wurde in der Festschrift zum 30-jährigen Bestehen der Europäischen Akademie Bozen EURAC (Hrsg.: Hannes Obermair und Harald Pechlaner) veröffentlicht.
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