Scharlach ist eine bakterielle Infektion, mit der sich vor allem Kinder anstecken. Meist zeigt sie sich durch einen typischen Hautausschlag, Fieber und Halsschmerzen. Die Krankheit ist dank Antibiotika wie Penicillin gut behandelbar. Sie können bei Scharlach zudem die Zeit verkürzen, in der man ansteckend ist. Die Infektion verbreitet sich über bakterienhaltige Tröpfchen und engen Körperkontakt. Das Portal Gesundheitsinformation.de berichtet über Ursachen, Vorbeugung und Behandlungsmöglichkeiten.
Das Online-Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de liefert ein breites medizinisches Themenspektrum für erkrankte sowie gesunde Bürger:innen. Krankheiten und medizinische Beschwerden werden ausführlich beschrieben, zusätzlich wird über Behandlungsmöglichkeiten informiert. Das Online-Gesundheitsportal stellt seine Inhalte Südtirols Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zur Verfügung.
Scharlach hatte vor der Entwicklung des Penicillins manchmal schwere Folgen. Heute verläuft die Erkrankung in aller Regel mild. Trotzdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass sich möglichst niemand anderes ansteckt – zum Beispiel durch regelmäßiges Händewaschen.
Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderkrankheiten führt eine überstandene Scharlach-Infektion nicht zu Immunität. Das bedeutet, man kann mehrmals im Leben an Scharlach erkranken.
Symptome
Zu Beschwerden kommt es meist 1 bis 3 Tage nach einer Ansteckung. Folgende Symptome können bei Scharlach auftreten:
- Halsschmerzen
- Fieber und Schüttelfrost
- Schmerzen beim Schlucken
- Hautausschlag
- Erbrechen
- Abgeschlagenheit
- geschwollene Mandeln
- geschwollene Lymphknoten
- bei kleineren Kindern häufig auch Bauchschmerzen
Charakteristisch für Scharlach ist die tiefrote Zunge, auch „Himbeerzunge“ genannt.
Auf dem Körper entwickelt sich meist ab dem zweiten Tag ein nicht oder kaum juckender Hautausschlag aus vielen kleinen erst rosa, dann roten Punkten. Sie bilden eine raue Oberfläche, die sich wie Sandpapier anfühlt. Die Pünktchen können sich innerhalb weniger Tage von der Körpermitte auf den Hals bis zu den Händen und Füßen ausbreiten. Das Mund-Kinn-Dreieck, die Handinnenflächen und Fußsohlen bleiben dabei typischerweise ausgespart. Besonders deutlich ist der Ausschlag oft in der Leistengegend und im Bereich der Achseln zu sehen. Nach ungefähr einer Woche verblassen die Pünktchen wieder. In der 2. bis 4. Krankheitswoche beginnt sich die Haut zu schuppen, vor allem an den Handflächen und Fingerkuppen sowie an den Fußsohlen und Zehenkuppen.
Manchmal sind die Beschwerden nur wenig ausgeprägt, wie etwa leichte Halsschmerzen, mäßiges Fieber und leichter Hautausschlag. Halsweh, Fieber und Ausschlag können aber auch stark sein.
Ursachen
Scharlach wird durch Bakterien verursacht. Auslöser ist eine bestimmte Streptokokken-Gruppe namens „Streptococcus pyogenes“, auch „A-Streptokokken“ genannt. Normalerweise führt eine Ansteckung mit diesen Bakterien zu einer eitrigen Entzündung von Rachen und Mandeln. Die Bakterienstämme, die Scharlach verursachen, bilden zusätzlich einen Giftstoff (Toxin), der zu den typischen Hautveränderungen führt. Die Ansteckung erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel durch Husten, Sprechen oder Niesen.
Häufigkeit
Meist erkranken Kinder an Scharlach, selten auch Erwachsene. Die meisten Scharlach-Erkrankungen treten bei 5- bis 12-Jährigen auf. Im Gegensatz zu vielen anderen Kinderkrankheiten kann man an Scharlach mehrmals erkranken. Pro Jahr bekommen etwa 5 von 1000 Kindern Scharlach.
Verlauf
Auch unbehandelt verläuft Scharlach oft mild – allerdings besteht ein geringes Risiko, dass sich die Infektion im Körper ausbreitet und schwere Erkrankungen nach sich zieht. Die Mandeln oder das Mittelohr können sich eitrig entzünden. Möglich ist auch rheumatisches Fieber, bei dem es zu Entzündungen verschiedener Gelenke oder Organe kommen kann, beispielsweise des Herzens oder der Niere. Diese schweren Folgeerkrankungen spielen aber in Deutschland eine deutlich geringere Rolle als früher.
Sehr selten dringen die Erreger in Wunden ein und verursachen den sogenannten Wundscharlach. Dieser kann gefährlich sein, da die Erreger über die Wunde in die Blutbahn gelangen und eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen können. Solche schweren Komplikationen sind zwar selten, können aber lebensbedrohlich sein.
Nimmt man Antibiotika gegen Scharlach ein, klingen die Beschwerden in der Regel nach wenigen Tagen ab.
Diagnose
Meist erkennt die Ärztin oder der Arzt Scharlach an seinen charakteristischen Symptomen. Häufig wird zusätzlich ein sogenannter Schnelltest gemacht, der innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis zeigt. Dabei wird eine Probe aus dem Rachen genommen und auf Streptokokken untersucht. Das Ergebnis ist aber nicht immer zuverlässig. Zeigt der Test Streptokokken an, ist dies ein recht sicherer Nachweis dafür, dass sie die Erkrankungsursache sind. Ist der Abstrich unauffällig, können Streptokokken jedoch nicht sicher als Ursache ausgeschlossen werden. Dann kann ein Abstrich von den Mandeln ins Labor geschickt werden, um genauere Ergebnisse zu bekommen. Das Laborergebnis liegt nach 1 bis 2 Tagen vor.
Vorbeugung
Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht. Sinnvoll sind allgemeine Maßnahmen zur Vorbeugung von Erkältungs- und Atemwegskrankheiten. Dazu gehört, sich regelmäßig die Hände zu waschen und engen Kontakt mit Erkrankten zu vermeiden, die noch ansteckend sein könnten.
Besonders in den Wintermonaten tragen viele Kinder Scharlach-Erreger im Rachenraum, ohne dass die Erkrankung ausbricht. Diese Kinder sind in der Regel nicht ansteckend, auch wenn sich die Erreger bei ihnen nachweisen lassen. Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion sind daher nicht nötig.
Behandlung
Scharlach wird meist mit Antibiotika behandelt – auch deshalb, weil man dann nach etwa 24 Stunden nicht mehr ansteckend ist. Die Beschwerden klingen durch die Antibiotika etwas schneller ab, außerdem beugen sie möglichen Komplikationen vor.
Bei Scharlach nimmt man normalerweise Penicillin-Tabletten ein – und zwar 2- oder 3-mal täglich über 10 Tage. Bei Unverträglichkeiten oder Allergien stehen andere Antibiotika zur Verfügung, die jeweils für 5 bis 10 Tage eingenommen werden. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Übelkeit, Durchfall und Hautausschlag. Es ist wichtig, die Einnahme von Antibiotika nicht abzubrechen, auch wenn die Beschwerden bereits verschwunden sind. Nur dadurch ist ausreichend gesichert, dass alle Erreger abgetötet werden.
Zusätzlich lassen sich Beschwerden wie Halsschmerzen und Fieber durch schmerzlindernde und fiebersenkende Mittel wie Ibuprofen oder Paracetamol lindern. Es kann außerdem wohltuend sein, Bonbons zu lutschen, Tee zu trinken oder Hausmittel wie Halswickel anzuwenden.
Leben und Alltag
Wer zwei Tage lang Antibiotika eingenommen hat, ist danach nicht mehr ansteckend. Sofern in dieser Zeit auch die Scharlach-Symptome abgeklungen sind, kann man wieder an Gemeinschaftsaktivitäten teilnehmen, zur Schule oder Arbeit gehen. Ohne Antibiotika-Behandlung ist dies frühestens möglich, wenn man seit 24 Stunden keine Scharlach-Symptome mehr hatte.
Quellen
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Robert Koch-Institut (RKI). Scharlach (Streptococcus pyogenes). 2023.
Spinks A, Glasziou PP, Del Mar CB. Antibiotics for treatment of sore throat in children and adults. Cochrane Database Syst Rev 2021; (12): CD000023.
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