Die Diagnose Prostatakrebs ist für die meisten Männer und ihre Angehörigen erst einmal ein Schock. Doch so beunruhigend die Diagnose ist: Prostatakrebs gehört zu den Krebsarten mit den größten Heilungschancen. Denn er wächst oft sehr langsam und lässt sich meist gut behandeln. Von einem örtlich begrenzten Prostatakrebs spricht man, wenn der Krebs auf die Prostata begrenzt ist und weder Lymphknoten befallen noch Metastasen gebildet hat, berichtet Gesundheitsinformation.de.
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Symptome
Örtlich begrenzter Prostatakrebs verursacht keine Beschwerden. Der Krebs löst normalerweise erst Beschwerden aus, wenn er weiter fortgeschritten ist. Dann kann er zu Problemen wie einem verstärkten Harndrang oder einem schwächeren Harnstrahl führen. Probleme beim Wasserlassen werden aber meist nicht durch Krebs, sondern durch eine gutartige Vergrößerung der Prostata verursacht. Sie ist bei Männern über 50 sehr häufig. Selten kann auch Blut im Urin oder in der Samenflüssigkeit auf Prostatakrebs hindeuten.
Ein sehr weit fortgeschrittener Krebs kann sich über die Lymphbahnen oder den Blutkreislauf in andere Körperregionen ausbreiten, wie zum Beispiel die Knochen. Dies kann Symptome wie Knochenschmerzen auslösen.
Ursachen und Risikofaktoren
Die genauen Ursachen für Prostatakrebs sind nicht bekannt. Bestimmte Faktoren können das Risiko für Prostatakrebs etwas erhöhen. Die wichtigsten sind:
- das Alter: Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko für Prostatakrebs. Dies ist der größte Risikofaktor.
- nahe Verwandte: Wer einen Vater oder Bruder hat, der an Prostatakrebs erkrankt ist, hat selbst ein etwas höheres Risiko. Sind mehrere nahe Verwandte erkrankt, ist das Risiko stärker erhöht.
- die Abstammung: Männer mit dunkler Hautfarbe sind etwas häufiger von Prostatakrebs betroffen als Männer mit einer anderen Hautfarbe.
- Vitamin E: Nahrungsergänzungsmittel mit hohen Dosen an Vitamin E erhöhen nachweislich das Risiko, an Prostatakrebs zu erkranken, wenn man sie jahrelang einnimmt.
Häufig werden auch bestimmte Lebensmittel wie rotes Fleisch oder Tomaten mit Krebs in Verbindung gebracht. Es ist jedoch nicht durch aussagekräftige Studien belegt, dass Männer ihr Risiko für Prostatakrebs oder den Krankheitsverlauf durch eine bestimmte Ernährung beeinflussen können.
Häufigkeit und Verlauf
Das Risiko für Prostatakrebs nimmt mit dem Alter zu. Bei Männern unter 50 Jahren tritt Prostatakrebs sehr selten auf.
Prostatakrebs kann unterschiedlich verlaufen. Wie er bei einem bestimmten Mann verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Die Prognose hängt unter anderem vom Tumorstadium und der Aggressivität des Tumors ab. Die folgende Tabelle zeigt den Einfluss von Tumorstadium und Aggressivität auf die Krebssterblichkeit. Durch die Untersuchung einer Gewebeprobe und andere Tests lässt sich abschätzen, ob ein Tumor eher schnell oder nur sehr langsam wächst. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs wächst, wird Progressionsrisiko genannt.
Diagnose
Bei einem Verdacht auf Prostatakrebs fragt die Ärztin oder der Arzt zunächst nach Beschwerden, um die Symptome grob einzuordnen und Hinweise auf mögliche Ursachen zu bekommen (Anamnese). Danach kommen verschiedene Untersuchungen infrage:
- Tastuntersuchung: Durch das Abtasten der Prostata über den Enddarm mit einem Finger kann die Größe, Festigkeit und Oberfläche der Prostata beurteilt werden (digital-rektale Untersuchung, DRU).
- PSA-Test: Der PSA-Test ist eine Blutuntersuchung auf ein bestimmtes Eiweiß. PSA steht für „Prostata-spezifisches Antigen“, ein Eiweiß, das in der Prostata gebildet wird und in geringen Mengen ins Blut übertritt. Ein erhöhter PSA-Wert kann, muss aber nicht auf Prostatakrebs hindeuten. Der Wert kann auch aus anderen Gründen erhöht sein.
- transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS): Mit einem Ultraschallgerät lässt sich die Form und Größe der Prostata beurteilen. Hierzu wird eine etwa fingerdicke Ultraschallsonde in den Enddarm eingeführt.
- Gewebeentnahme (Biopsie): Ob sich in der Prostata Krebsgewebe befindet, lässt sich nur durch eine Gewebeentnahme sicher feststellen. In der Regel werden 10 bis 12 Gewebeproben aus der Prostata entnommen und anschließend unter einem Mikroskop untersucht. Üblicherweise wird eine Stanzbiopsie gemacht. Auch für diese Untersuchung wird ein Ultraschallgerät in den Enddarm eingeführt. In das Gerät ist eine feine Hohlnadel integriert, mit der durch die Wand des Enddarms in die Prostata gestochen wird, um Gewebeproben zu entnehmen. Die Untersuchung findet unter örtlicher Betäubung statt, in Ausnahmefällen ist auch eine kurze Narkose möglich.
- Magnetresonanztomografie (MRT): Manchmal wird zusätzlich zur Gewebeentnahme ein MRT gemacht.
Anhand der Untersuchungen lässt sich einschätzen, ob und wie schnell der Tumor voraussichtlich wachsen wird (Progressionsrisiko).
Früherkennung
- Der Nutzen des PSA-Tests zur Früherkennung von Prostatakrebs wurde in großen Studien untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass Vorteilen auch ernste Nachteile wie Überdiagnosen gegenüberstehen. Vor einer Entscheidung für oder gegen einen PSA-Test lohnt es sich, das Für und Wider abzuwägen.
Die transrektale Ultraschalluntersuchung ist zur Früherkennung von Prostatakrebs nicht geeignet. Daher raten die medizinischen Fachgesellschaften zur Früherkennung davon ab.
Behandlung
Welche Behandlungen bei Prostatakrebs infrage kommen, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören:
- die Ausbreitung des Tumors (Tumorstadium)
- der wahrscheinliche Verlauf der Krebserkrankung (Progressionsrisiko)
- persönliche Aspekte wie das Alter, der Gesundheitszustand und wie man die Vor- und Nachteile abwägt
Je nach Situation kann man sich für eine der folgenden Möglichkeiten entscheiden:
- aktive Überwachung („active surveillance“): Die Prostata wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Nur wenn der Tumor wächst, wird er behandelt. Diese Strategie kommt beim sogenannten Niedrig-Risiko-Prostatakrebs infrage. Sie berücksichtigt, dass Niedrig-Risiko-Prostatakrebs meist nur sehr langsam oder gar nicht wächst. Oft zeigt sich auch Jahre nach der Diagnose noch kein Fortschreiten der Erkrankung. Der Vorteil: Vielen Männern werden die Nebenwirkungen einer Behandlung erspart. Der Nachteil: Manchmal wird erst spät festgestellt, dass ein Krebs fortschreitet. Zudem finden viele Männer die Kontrolluntersuchungen belastend.
- äußere Strahlentherapie: Der Krebs wird von außen durch die Haut bestrahlt, um die Krebszellen zu zerstören. Die häufigsten Nebenwirkungen sind Erektionsstörungen und Darmprobleme wie Durchfall, ungewollter Stuhlabgang und Blut im Stuhl.
- innere Strahlentherapie (Brachytherapie): Der Krebs wird mithilfe von schwach radioaktiven Stiften von innen bestrahlt. Die Nebenwirkungen ähneln denen der äußeren Bestrahlung. Darmprobleme sind etwas seltener. In den ersten 1 bis 2 Jahren kann es zu Beschwerden beim Wasserlassen kommen.
- Entfernung der Prostata (Prostatektomie): Die Prostata wird mit dem Krebs operativ entfernt. Häufige Folgen sind Harninkontinenz, Erektionsstörungen und Impotenz.
Wenn Prostatakrebs weiter fortgeschritten ist, kommen verschiedene Varianten der Hormon- und Chemotherapie infrage, die sein Wachstum abbremsen sollen.
Welche Behandlungsstrategie man wählt, ist zum großen Teil eine Frage der persönlichen Abwägung: Für den einen ist es wichtiger, Nebenwirkungen wie Impotenz oder Inkontinenz möglichst zu vermeiden. Der andere will so sicher wie möglich sein, dass der Krebs entfernt wurde, und nimmt dafür die Risiken der Behandlung in Kauf.
Bei älteren Männern, die vielleicht noch andere Erkrankungen haben, können die Risiken und Belastungen durch Operation oder Strahlentherapie schwerer wiegen als der mögliche Nutzen dieser Behandlungen. Dann kommt ein sogenanntes abwartendes Beobachten („watchful waiting“) infrage. Hierbei behandelt man nicht den Krebs, sondern nur mögliche Beschwerden (lindernde oder „palliative“ Behandlung). Im Gegensatz zur „aktiven Überwachung“ kann dabei auf belastende Kontrolluntersuchungen verzichtet werden.
Quellen
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