Wenn sich das Knie nach Ruhepausen zunächst steif anfühlt und beim Bewegen schmerzt, kann eine Arthrose dahinterstecken. Zu Kniearthrose kommt es, wenn der Gelenkknorpel dünner wird und nicht mehr so gut schützt, berichtet das deutsche Gesundheitsportal Gesundheitsinformation.de.
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Der verbreitete Glaube, die Kniegelenke müssten bei einer Arthrose geschont werden, ist falsch – im Gegenteil: Bewegung kräftigt die Muskeln, die die Gelenke stabilisieren und schützen. Sie sorgt auch dafür, dass der Gelenkknorpel mit Nährstoffen versorgt wird. Die wichtigste Behandlung sind daher Bewegungs- und Trainingsarten, die Knorpel und Gelenk fit halten. Bei Übergewicht kann schon eine geringe Gewichtsabnahme das Knie entlasten.
Gerade in Phasen mit stärkeren Beschwerden oder bei einem akuten Schub können entzündungshemmende Schmerzmittel Linderung verschaffen. Wenn eine Kniearthrose fortgeschritten ist und den Alltag und die Lebensqualität stark beeinträchtigt, kann ein Gelenkersatz infrage kommen – vor allem, wenn andere Behandlungen nicht mehr ausreichen.
Gegen Arthrose werden auch viele Mittel und Methoden angepriesen, deren Wirksamkeit nicht nachgewiesen ist und die sogar schädlich sein können. Es lohnt sich deshalb, die Vor- und Nachteile verschiedener Behandlungen gut abzuwägen und Angebote kritisch zu hinterfragen. Behandlungsmöglichkeiten realistisch einzuschätzen, schützt vor Enttäuschungen und spart Geld.
Symptome
Kniearthrose beginnt typischerweise mit Knieschmerzen, die zunächst nur bei Belastung auftreten. Wenn sie mit der Zeit fortschreitet, werden die Schmerzen häufiger und stärker. Sie können dann auch in Ruhe oder nachts auftreten und den Schlaf stören. Außerdem können andere Beschwerden wie steife Gelenke hinzukommen. Manchen Menschen tun die Gelenke vor allem morgens oder abends weh.
Je nachdem, welcher Teil des Knies betroffen ist, kann eher die Innen- oder Außenseite schmerzen. Wenn der Bereich unter der Kniescheibe betroffen ist, schmerzt es vor allem beim Aufstehen von einem Stuhl und Treppensteigen.
Bei einer starken Arthrose treten die Schmerzen auch in Ruhe auf. Sie fühlen sich dann oft dumpf an und können zeitweise sehr stark sein, zu Erschöpfung führen und den Alltag erheblich einschränken.
Das Kniegelenk kann auch druckempfindlich und steifer werden. Wird es weniger bewegt, schwächt das die Muskeln und Bänder. Dadurch kann sich das Knie instabil anfühlen, als würde es wegknicken.
Bei manchen Menschen tritt die Arthrose in akuten Schüben auf. Dann nehmen die Schmerzen plötzlich zu und fühlen sich eher stechend, pulsierend oder brennend an. Das Knie kann auch vorübergehend anschwellen, steifer und warm werden. Ärztinnen und Ärzte sprechen dann auch von einer aktivierten Arthrose. Meist lassen die Beschwerden eines Schubs innerhalb von einigen Tagen wieder nach. Schübe kommen oft überraschend und können daher besonders belastend sein.
Kniearthrose kann in drei Bereichen des Knies auftreten:
- auf der Innenseite des Kniegelenks (medial)
- auf der Außenseite des Kniegelenks (lateral)
- unter der Kniescheibe (patellofemoral)
Ursachen und Risikofaktoren
Das Kniegelenk verbindet die Ober- und Unterschenkelknochen sowie die Kniescheibe miteinander. Die Knochenenden und die Innenseite der Kniescheibe sind mit Knorpel überzogen. Ein gesunder Knorpel hat eine glatte Gleitfläche, die eine reibungsarme Bewegung im Gelenk ermöglicht. Arthrose entsteht, wenn der Knorpel aufweicht, rissig und dünner wird. Die Ursachen für Knorpelschäden sind ganz unterschiedlich. Dazu gehören:
- Verletzungen des Kniegelenks, zum Beispiel durch einen Meniskusschaden, einen Riss des vorderen Kreuzbands, ein Herausspringen der Kniescheibe oder einen Knochenbruch nah am Knie.
- starkes Übergewicht: Menschen mit einem Body-Mass-Index (BMI) über 30 haben ein erhöhtes Risiko für Arthrose. Übergewicht führt nicht nur zu einer stärkeren Belastung der Knie, sondern kann auch Entzündungen im Gelenk verstärken.
- die Anatomie, beispielsweise unterschiedlich lange Beine oder Fehlstellungen des Knies (X- und O-Beine).
Umgangssprachlich wird Arthrose oft „Gelenkverschleiß“ genannt. Das ist jedoch irreführend, denn es erweckt den Eindruck, dass Arthrose unaufhaltsam ist und das Gelenk durch normale Nutzung „verbraucht“ wird. Dem ist aber nicht so! Im Gegenteil: Im Gelenk finden fortwährend Auf- und Abbauprozesse statt. Um die Aufbauprozesse zu fördern, braucht das Gelenk Bewegung. Sie sorgt dafür, dass das Knie ausreichend durchblutet wird. Auch der Knorpel ist auf Bewegung angewiesen: Ähnlich wie ein Schwamm gibt er bei Belastung Abfallprodukte ab und nimmt bei Entlastung neue Nährstoffe aus der Gelenkflüssigkeit auf. Gezieltes Training und Bewegungsarten wie Gehen oder Radfahren sind daher auch bei Arthrose gut für Knorpel und Gelenke.
Verlauf
Eine Arthrose bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Knie irgendwann so stark geschädigt ist, dass man einen Gelenkersatz benötigt. Viele Menschen kommen trotz der Beschwerden dauerhaft gut im Alltag zurecht.
Wie eine Arthrose verläuft, lässt sich nicht sicher vorhersagen. Viele Menschen haben über Jahre nur wenig Beschwerden, bei manchen schreitet die Arthrose aber auch schneller voran. Manchmal lassen die Beschwerden mit der Zeit sogar wieder nach.
In einer zusammenfassenden Auswertung von Studien mit über 7000 Teilnehmenden zeigte sich über 5 bis 8 Jahre folgender Verlauf:
- Bei etwa 85 % blieben die Schmerzen in etwa gleich.
- Bei etwa 7 % nahmen die Schmerzen zu.
- Bei etwa 8 % ließen die Schmerzen nach.
Auch wenn eine Kniearthrose meist nur langsam fortschreitet und oft über Jahre relativ stabil bleibt, können die Beschwerden immer wieder mal für ein paar Tage oder Wochen stärker werden.
Mit akuten Schüben haben etwa 40 % aller Menschen mit Arthrose zu tun – vor allem, wenn die Arthrose schon etwas länger besteht. Die meisten haben etwa einen Schub pro Monat. Wie häufig Schübe auftreten, ist aber sehr unterschiedlich.
Wie belastend eine Arthrose ist, hängt nicht nur vom Zustand des Gelenks ab. Wichtig sind auch persönliche Einstellungen, das Sozial- und Arbeitsleben, der Lebensstil und psychische Faktoren wie Ängste, Sorgen und Stress. Sie alle beeinflussen, wie sich die Beschwerden anfühlen, wie stark sie sind und wie man damit umgeht.
Folgen
Wenn eine Kniearthrose fortschreitet, kann sich das Gelenk verändern. So wird der Knochen unter dem Knorpel durch den Knorpelverlust dichter und härter und es können sich Auswüchse an den Rändern der Knochen bilden, sogenannte Osteophyten. Sie können die Beweglichkeit des Gelenks einschränken, Sehnen und Bänder reizen und dadurch zu Schmerzen führen.
Bei stark fortgeschrittener Arthrose kann der Knorpel stellenweise ganz fehlen, so dass im Gelenk Knochen auf Knochen reibt.
Schäden am Meniskus, schwächere Muskeln und gelockerte Bänder sind weitere mögliche Folgen einer fortgeschrittenen Kniearthrose. Zudem kann sich ein Gelenkerguss bilden, der ebenfalls schmerzhaft sein kann.
Diagnose
Meist kann die Ärztin oder der Arzt eine Kniearthrose anhand der typischen Symptome feststellen. Dazu fragt sie oder er, seit wann die Schmerzen bestehen, wie sie sich anfühlen und ob es andere Beschwerden gibt, wie zum Beispiel steife Knie am Morgen. Anschließend prüft sie oder er den Bewegungsumfang des Kniegelenks, tastet das Knie und den Gelenkspalt ab und untersucht die Muskulatur.
Bildgebende Untersuchungen wie Röntgen, Ultraschall oder Magnetresonanz-Tomografie (MRT) sagen bei einer Arthrose nur wenig über die Beschwerden aus. So gibt es Menschen mit starken Veränderungen am Gelenk, die kaum Beschwerden haben – und andere mit starken Beschwerden, deren Gelenk gesund aussieht. Studien zeigen außerdem, dass auch Menschen ohne Beschwerden oft sichtbare Veränderungen am Knie haben:
- Bei etwa 20 % der Menschen über 40 Jahre sind im MRT Meniskusrisse oder -schäden erkennbar.
- Bei etwa 40 % ist der Knorpel verändert.
- Etwa 40 % haben Osteophyten oder Veränderungen an den Knochen.
Wenn solche Veränderungen fälschlicherweise für die Kniebeschwerden verantwortlich gemacht werden, kann dies unnötige Ängste auslösen und zu erfolglosen Operationen führen. Ohnehin sollte sich die Behandlung nach den Beschwerden und der individuellen Situation richten – und nicht danach, was auf Röntgenbildern zu sehen ist.
Sinnvoll sind bildgebende Untersuchungen oder Bluttests, wenn der Verdacht auf eine andere Erkrankung besteht, wie zum Beispiel eine rheumatoide Arthritis oder Gicht – oder wenn nach einem Sturz oder Unfall ein Knochenbruch ausgeschlossen werden soll. Aufnahmen vom Kniegelenk werden auch gemacht, bevor ein künstliches Gelenk (Gelenkersatz) eingesetzt wird, um die Operation zu planen.
Behandlung
Zur Behandlung von Kniearthrose gibt es verschiedene Möglichkeiten. Welche infrage kommen, hängt unter anderem davon ab, wie weit die Kniearthrose fortgeschritten ist, ob es Begleiterkrankungen gibt und was man von der Behandlung erwartet.
Trotz Arthrose möglichst aktiv zu bleiben, tut den Gelenken gut. Viele Studien zeigen, dass regelmäßige Kräftigungs- und Beweglichkeitsübungen Schmerzen lindern und die Gelenkfunktion verbessern können. Auch Yoga und Tai-Chi sind eine Möglichkeit. Bei Übergewicht kann eine Gewichtsabnahme die Gelenke entlasten. In Studien konnte eine Gewichtsreduktion von mehr als 5 % die Beweglichkeit verbessern und die Gelenkschmerzen etwas lindern. Das entspricht einer Abnahme von mindestens 5 Kilogramm bei einem Gewicht von 100 Kilogramm.
Man kann auch gut sitzende Schuhe mit einer dickeren und eher festen Sohle ausprobieren, die das Fußgewölbe stützt. Die Schuhe sollten ausreichend Platz für die Zehen bieten. Schuhe mit dünnen, flexiblen Sohlen – wie zum Beispiel Barfußschuhe – sowie Schuhe mit hohen Absätzen sind dagegen ungünstig.
Zudem gibt es zahlreiche Behandlungsansätze bei Kniearthrose:
- Schuheinlagen, Orthesen und Entlastungsschuhe sind risikoarme Möglichkeiten, die man ausprobieren kann. Die Wirkung von Schuheinlagen und Orthesen ist bislang aber nicht gut erforscht. Entlastungsschuhe erwiesen sich in einer aussagekräftigen Studie als nützlich. Sie halfen aber nicht besser als normale, gut sitzende und dämpfende Schuhe.
- Salben oder Gele mit entzündungshemmenden Schmerzmitteln wie Diclofenac zum Auftragen auf das Gelenk können die Arthroseschmerzen bei manchen Menschen lindern. Sie sind eine einfache und nebenwirkungsarme Behandlungsmöglichkeit.
- Entzündungshemmende Schmerzmittel zum Einnehmen wie Diclofenac, Ibuprofen und Etoricoxib können Arthroseschmerzen ebenfalls nachweislich lindern. Paracetamol ist bei Kniearthrose nicht wirksam. Opioide helfen oft nicht besser als entzündungshemmende Schmerzmittel (NSAR), haben aber mehr Nebenwirkungen und können abhängig machen.
- Akupunktur: Studien deuten darauf hin, dass sie Kniearthrose lindern kann – allerdings nicht besser als eine sogenannte Scheinakupunktur, bei der die Nadeln nur oberflächlich oder an der „falschen“ Stelle gesetzt werden. Akupunktur wird bei Kniearthrose von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet.
- Spritzen in das Gelenk: Kortisonspritzen können die Beschwerden für bis zu acht Wochen lindern, aber bei wiederholter Anwendung auf Dauer den Knorpel schädigen. Für Spritzen mit Eigenblut (plättchenreichem Plasma) oder Stammzellen ist nicht nachgewiesen, dass sie helfen. Ebenso konnte nicht gezeigt werden, dass Hyaloronspritzen helfen – im Gegenteil, sie können sogar schaden.
- Bei einer fortgeschrittenen Kniearthrose kann ein Gelenkersatz infrage kommen. Ein künstliches Kniegelenk kann die Beschwerden einer fortgeschrittenen Kniearthrose bei den meisten Menschen deutlich lindern. Nach der Operation ist eine aktive Rehabilitation wichtig – und Geduld, bis man sich an das neue Knie gewöhnt hat.
- Manchmal kommt alternativ zu einem Gelenkersatz eine sogenannte Umstellungs-Osteotomie infrage. Dabei werden Fehlstellungen korrigiert, die das Knie einseitig belasten und für die Arthrose verantwortlich sind.
Zur Behandlung von Kniearthrose werden außerdem viele weitere Produkte und Therapien ohne nachgewiesenen Nutzen angeboten, unter anderem:
- Duloxetin
- pflanzliche Präparate wie Teufelskralle oder Weihrauchextrakt
- Nahrungsergänzungsmittel mit Chondroitin oder Glucosamin
- Lebensmittel oder Lebensmittelextrakte zum Beispiel auf Basis von Soja, Avocado oder Kurkuma (Curcumin)
- Ultraschall-Therapien
- transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS)
- Blutegel-Therapie
- Akupunktur
- psychologische Interventionen
- Ganzkörper-Vibration
- Hochton-Therapie
- Magnetfeld-Therapie
- Mikrowellen-Therapie
- Röntgenreizbestrahlung (auch Orthovolttherapie)
- Radiosynoviorthese (RSO)
- endoskopische Kniespülung und Knorpelglättung (Arthroskopie)
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