Bei Geimpften könnte ein erstmals positiver SARS-CoV-2 Nachweis als Booster für den Immunschutz gelten. Dieser Artikel der Covid-19-Beratung informiert darüber, wie gut ein solcher Immunschutz ist.
Dieser Beitrag ist Teil der Covid-19-Beratung für Allgemeinmediziner:innen. Anhand neuester Informationen der internationalen wissenschaftlichen Institute und aktueller Studienergebnisse beantwortet das Forschungsteam des Instituts laufende Fragen rund um das Coronavirus. Die Antworten werden auf dem Blog veröffentlicht und stehen allen Interessierten zu Verfügung.
Weder nach einer SARS-CoV-2 Infektion noch nach einer Covid-19-Impfung ist der Immunschutz von Dauer.
Bei einer SARS-CoV-2 Infektion werden spezifische Antikörper und zellvermittelte Immunreaktionen induziert. Einige dieser Reaktionen wirken schützend gegen eine erneute SARS-CoV-2-Infektion und im Allgemeinen hält die Schutzwirkung mehrere Monate an. Nicht bekannt ist, ob alle infizierten Personen eine schützende Immunantwort entwickeln und wie lange die Schutzwirkung jenseits der ersten Monate nach der Infektion anhält. Einige der Immunreaktionen konnten zwar noch mindestens ein Jahr nach der Infektion nachgewiesen werden, andere aber waren schon nach sechs Monaten nicht mehr zu finden. Reinfektionen treten sporadisch auf. Innerhalb der ersten Monate nach der Erstinfektion ist das Risiko einer Reinfektion sehr klein. Der neutralisierende Antikörperschutz beginnt aber schon ab zwei Monate nach Krankheitsbeginn abzunehmen. Es mehren sich also die Hinweise, dass eine neutralisierende Immunaktivität nach einer Infektion nur vorübergehend besteht.
Dieser nur beschränkt anhaltende humorale Schutz ist Grund für die Empfehlung zur Aufrechterhaltung von Infektionspräventions- und -kontrollmaßnahmen auch bei Genesenen und legt nahe, dass regelmäßige Auffrischungen der SARS-CoV-2-Impfung wohl erforderlich sein werden.
Durchbruchinfektionen
Bei erst wenige Wochen zuvor vollständig geimpften Personen mit Durchbruchinfektionen sind zwar hohe Messwerte für humorale Immunität beschrieben worden, die Größe des Booster-Effekts blieb aber offen, weil Ausgangswerte von vor der Durchbruchinfektion fehlten.
Durchbruchinfektionen verlaufen wegen des bereits durch die Impfung bestehenden Immunschutzes milder und Infizierte bleiben zumeist vor Krankenhausaufnahme und Tod geschützt. Geimpfte Personen weisen bei Durchbruchinfektionen in der Regel eine niedrigere SARS-CoV-2-Viruslast auf als infizierte Personen, die ungeimpft sind. Dieser Effekt der Impfung auf die Viruslast lässt aber schon zwei Monate nach der Impfung nach und verschwindet sechs Monate nach der Impfung teilweise gänzlich. Die nachlassende Schutzwirkung kann mit einer Booster-Impfung erfolgreich wiederhergestellt werden.
Eine aktuelle Studie des Centers for Disease Control and Prevention (CDC) in den USA zeigt, dass ungeimpfte Personen, die zuvor infiziert waren, mehr als doppelt so häufig an Covid-19 erkranken als vollständig Geimpfte.
Dies bestätigt, dass die durch Impfstoffe induzierte Immunität schützender sein könnte als die natürliche Immunität.
Weil die SARS-CoV-2-Immunität von Genesenen, besonders nach einer milden Infektion, nur vorübergehend schützend sein kann, SARS-CoV-2-Impfstoffe hingegen eine besser definierte Immunogenität und Dauer des Immunschutzes auch gegen virulentere Varianten erzeugen als eine natürliche Infektionen, ist nach derzeitiger Evidenz langfristiger Schutz auf Bevölkerungsebene am besten durch die Impfung gegeben – und zwar unabhängig davon, ob Personen geimpft oder genesen sind.
FAZIT
Asymptomatische oder milde verlaufende SARS-CoV-2 Durchbruchsinfektionen nach einer Covid-19-Impfung lösen zwar humorale und zellvermittelte Immunreaktionen aus. Wie groß der dadurch ausgelöste Effekt auf die weitere Infektionsprävention ist, wissen wir aber nicht. Es gibt keine Daten, die zeigen, dass Durchbruchinfektionen den Grad des Immunschutzes durch Covid-19-Impfstoffe erhöhen. Personen mit Durchbruchinfektionen sollten trotzdem ihre Auffrischungsdosen nach den geltenden Empfehlungen erhalten. Im Gegensatz zur Durchbruchinfektion ist die Schutzwirkung durch Impfung ausreichend untersucht, weitgehend vorhersehbar und hat deshalb zur Empfehlung geführt, nicht nur Geimpften eine Auffrischungsimpfung anzubieten, sondern auch Genesene zu impfen.
Die Durchbruchsinfektion ist kein Ersatz für die Auffrischungsimpfung.
Für das Institut Christian Wiedermann, Internist und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin.
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