Es kommt wie aus dem Nichts – plötzlich ist es, als hätte jemand die Lautstärke heruntergedreht. Dann kann ein Hörsturz dahinterstecken, berichtet das Portal gesundheitsinformation.de.
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Meist ist bei einem Hörsturz nur ein Ohr betroffen. Manche Menschen bemerken den Hörverlust kaum – andere hören deutlich schlechter oder gar nichts mehr auf dem Ohr. Oft werden nur einzelne Tonhöhenbereiche nicht mehr wahrgenommen: Zum Beispiel kann man hohe Kinderstimmen nicht gut hören, tiefere Geräusche – etwa von Motoren – aber sehr wohl. Es können auch weitere Beschwerden wie Ohrgeräusche (Tinnitus) oder Schwindel auftreten.
Welche Ursachen ein Hörsturz hat, lässt sich bisher nicht sagen. Daher sprechen Fachleute von einem ungeklärten (idiopathischen) Hörsturz.
Ein Hörsturz muss nicht immer behandelt werden. Ein geringerer Hörverlust verschwindet bei einigen Betroffenen von selbst wieder. Bei einem stärkeren oder anhaltenden Hörverlust werden kortisonhaltige Medikamente eingesetzt. Bleibt dennoch eine Schwerhörigkeit zurück, kann zum Beispiel ein Hörgerät helfen.
Symptome
Das wichtigste Anzeichen für einen Hörsturz ist ein plötzlicher Hörverlust. In der Regel ist nur ein Ohr betroffen. Der Hörverlust kann sehr gering sein und sogar unbemerkt bleiben. Er kann aber auch stärker ausfallen und bis hin zur Taubheit reichen.
Außerdem kann der Hörverlust einen oder mehrereTonhöhenbereiche(Frequenzbereiche) betreffen: Hohe, mittlere und / oder tiefe Töne werden dann schlechter wahrgenommen. Selten sind alle Bereiche betroffen.
Mögliche weitere Beschwerden sind:
- Tinnitus auf der betroffenen Seite
- Schwindel
- Doppelton-Hören (Diplakusis): Dies entsteht dadurch, dass mit dem betroffenen Ohr Töne höher oder tiefer gehört werden als mit dem gesunden Ohr.
- Geräusch-Überempfindlichkeit (Hyperakusis): Leise oder mäßig laute Geräusche werden als unangenehm laut empfunden.
- Druck auf dem Ohr
- Gefühl von Watte im Ohr
- pelziges oder taubes Gefühl im Ohr
Der Hörverlust kann es erschweren, Gesprächen zu folgen und sich mit anderen Menschen auszutauschen. Ein begleitender Tinnitus belastet vielleicht zusätzlich. Je nach Stärke der Beschwerden kann ein Hörsturz die Lebensqualität deshalb deutlich einschränken.
Ursachen
Bei einem Hörsturz werden die Schallwellen im Innenohr nicht mehr richtig verarbeitet (Innenohr-Schwerhörigkeit). Welche Ursache das hat, ist unklar.
Als mögliche Ursachen werden zum Beispiel Infektionen oder Stress diskutiert – für beides gibt es allerdings keine Belege. Einige Fachleute führen den Hörsturz auch auf eine Durchblutungsstörung im Innenohr zurück. Daher wird der Hörsturz umgangssprachlich auch „Ohrinfarkt“ genannt.
Seltener wird eine Innenohr-Schwerhörigkeit nicht durch einen Hörsturz, sondern durch andere Erkrankungen verursacht, zum Beispiel durch die Menière-Krankheit oder einen gutartigen Tumor im Innenohr oder am Hörnerv. Auch starker Lärm wie ein lauter Knall kann das Innenohr schädigen – dann spricht man vom Lärm- oder Knalltrauma. Außerdem kann sich Ohrenschmalz im Gehörgang sammeln und ihn verschließen, sodass man schlechter hört. Er lässt sich aber leicht von einer Ärztin oder einem Arzt entfernen.
Verlauf und Folgen
Typisch für einen Hörsturz ist, dass er plötzlich eintritt. Danach sind verschiedene Verläufe möglich:
- Einige Menschen hören nach wenigen Stunden oder Tagen von selbst wieder deutlich besser – ihr Gehör kehrt oft vollständig zurück. Die Chance dafür ist hoch, wenn der Hörverlust nur gering ist und eher tiefe oder mittlere Tonhöhen betrifft. Eine Heilung ist auch wahrscheinlicher, wenn kein Schwindel hinzukommt. Fachleute schätzen, dass bei 32 bis 65 von 100 Betroffenen der Hörsturz von allein verschwindet.
- Andere nehmen Medikamente und können mit ihrer Hilfe nach wenigen Tagen oder Wochen wieder besser hören.
- Es ist jedoch möglich, dass das Hörvermögen langfristig beeinträchtigt bleibt (Schwerhörigkeit) – auch nach einer Behandlung.
- Oder das Hören verbessert sich wieder, aber ein Tinnitus bleibt bestehen.
Menschen, die einen Hörsturz im Tief- oder Mitteltonbereich hatten, bekommen häufiger erneut einen Hörsturz als andere.
Diagnose
Bei einem plötzlichen Hörverlust erhält man normalerweise eine Überweisung in eine Praxis für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO). Die Ärztin oder der Arzt fragt zuerst nach den Symptomen und möglichen Ursachen für den Hörverlust, etwa einem lauten Knall. Danach werden verschiedene Ohrenuntersuchungen durchgeführt, um die Schwere des Hörverlusts festzustellen und nach möglichen Ursachen zu suchen. Dazu kommen infrage:
- eine Ohrspiegelung
- Hörtests
- eine Untersuchung des Trommelfells und Mittelohrs mit einer Messsonde
- Untersuchungen des Hörnervs und der Haarzellen im Innenohr
Meist werden weitere Untersuchungen gemacht, um herauszufinden, ob eine andere Erkrankung den plötzlichen Hörverlust verursacht hat. Dazu zählen Blutuntersuchungen oder bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanz-Tomografie (MRT). Kinder werden besonders gründlich auf andere Ursachen untersucht, weil sie nur sehr selten einen Hörsturz bekommen.
Lässt sich keine Ursache für den Hörverlust finden, wird die Diagnose „idiopathischer Hörsturz“ gestellt.
Behandlung
Ein Hörsturz muss nicht immer behandelt werden. Wenn der Hörverlust nur gering und kaum belastend ist, empfiehlt die Ärztin oder der Arzt meist, ein paar Tage abzuwarten. Denn bei einigen Betroffenen erholt sich das Gehör von selbst.
Eine rasche Behandlung innerhalb von 1 bis 2 Tagen wird hingegen empfohlen, wenn
- der Hörverlust stark und / oder belastend ist,
- man schon eine andere Erkrankung der Ohren hat oder
- Schwindel hinzukommt.
Bei sehr starkem Schwindel ist es ratsam, noch am selben Tag eine Ärztin oder einen Arzt aufzusuchen.
Gegen einen Hörsturz werden in der Regel kortisonhaltige Medikamente (Glukokortikoide, umgangssprachlich auch Kortison genannt) eingesetzt. Sie hemmen Entzündungen und werden meist einige Tage lang als Tabletten eingenommen. Wenn die Behandlung mit Tabletten nicht ausreicht oder nicht möglich ist, kann der Wirkstoff unter örtlicher Betäubung ins Mittelohr gespritzt werden.
Allerdings gibt es bisher nicht genügend aussagekräftige Studien dazu, wie gut diese Medikamente bei einem Hörsturz helfen. Die Behandlung eines Hörsturzes mit Glukokortikoiden muss daher in der Regel selbst bezahlt werden.
Falls die Behandlung mit Glukokortikoiden die Beschwerden nicht ausreichend lindert, können andere Methoden wie eine Sauerstoff-Therapie (hyperbare Oxgenisierung) ausprobiert werden. Auch diese wird aus ähnlichen Gründen nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt.
Bleibt eine Schwerhörigkeit oder sogar eine Taubheit bestehen, kommt ein Hörgerät oder Cochlea-Implantat infrage.
Quellen
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Pschyrembel Online. 2023.
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