Die COSMOS-Studie mit 264.000 Personen aus Dänemark, Finnland, den Niederlanden, Schweden und Großbritannien zeigt: Handys führen auch bei starker Nutzung nicht häufiger zu Gliomen, Meningeomen oder Akustikusneurinomen. Das Online-Portal des deutschen Krebsinformationsdienstes berichtet darüber.
Der Krebsinformationsdienst des deutschen Krebsforschungszentrums ist Ansprechpartner für alle Fragen zum Thema Krebs. Das Zentrum bietet wissenschaftlich fundierte Informationen über die Krankheit und berät Betroffene und Angehörige. Auf der Internetseite bietet der Dienst aktualisierte Informationen zum Thema Krebs. Diese Inhalte stellt der Krebsinformationsdienst dem Südtiroler Institut für Allgemeinmedizin und Public Health zur Verfügung.
Gliome sind die häufigsten bösartigen primären Hirntumoren. Insgesamt sind Gliome aber selten: Jedes Jahr erkranken in Deutschland gut 6.000 Menschen. Ähnliche Zahlen gibt es für die meist gutartigen Meningeome. Die ebenfalls gutartigen Akustikusneurinome treten noch seltener auf. Die Auslöser der verschiedenen Hirntumoren sind weitgehend unbekannt. Einige seltene Tumorsyndrome können eine Rolle spielen, oder eine Strahlentherapie im Kopfbereich, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen.
Das Telefonieren mit dem Handy erhöht älteren Studien zufolge das Risiko für Hirntumoren nicht1. Ob dies auch für eine sehr intensive und langfristige Nutzung von Mobiltelefonen gilt, wurde nun in der groß angelegten COSMOS-Studie untersucht.
Die COSMOS-Studie
Die COSMOS-Studie (International cohort study of mobile phone use and health) ist eine prospektive Langzeitstudie zu möglichen gesundheitlichen Folgen bei Mobiltelefon-Nutzenden ab 18 Jahren.
Für die Studie werden detaillierte Daten zur Handynutzung erhoben, auch zu intensivem und langdauerndem Gebrauch oder sich über die Zeit wandelnden Gewohnheiten (beispielsweise Bluetooth-Kopfhörer). Die Studie startete 2008 und soll voraussichtlich bis 2037 laufen. Anfang März 2024 sind die COSMOS-Daten zum Risiko für Hirntumoren veröffentlicht worden.
Fokus auf Hirntumoren
Maria Feychting und ihre Kollegen stellen in dem Artikel “Mobile phone use and brain tumour risk – COSMOS, a prospective cohort study” erstmals die Datenlage zum Risiko für Hirntumoren aus der COSMOS-Studie dar.
Die Datengrundlage: Es wurden Daten von 264.574 Teilnehmenden gesammelt – das entspricht über 1,8 Mio. Personenjahre. Grundlage sind Baseline-Fragebogen mit umfassenden Angaben zur persönlichen Handynutzung. Zusätzlich wurden auch objektivierbare Verbindungsdaten ausgewertet. In den nachfolgenden Jahren (im Median 7,1 Jahre) erfassten die Untersucher über die bevölkerungsbezogenen Krebsregister die Anzahl der Hirntumoren in der untersuchten Gruppe.
Die Fragestellung: Insgesamt traten in der untersuchten Gruppe 149 Gliome, 89 Meningeome und 29 Akustikusneurinome auf. Die Autoren verglichen bei ihren Auswertungen nun, ob die entsprechenden Tumoren bei längerer, intensiverer Handynutzung häufiger auftraten als bei kürzerer und geringerer Nutzung.
Die Analyse: Dafür wurde zunächst die Zeitspanne ermittelt, in der Handys regelmäßig genutzt wurden: Diese unterteilten die Autoren dann für Gliome und Meningeome in 3 Abschnitte von 0 – 9, 10 – 14 und ≥ 15 Jahren und für Akustikusneurinome in 2 Abschnitte von 0 – 15 und > 15 Jahren. Anhand der Gesamtstunden der Handynutzung wurden darüber hinaus Perzentile erstellt. Dann ermittelten die Untersucher die um mögliche Störfaktoren bereinigten (adjustierten) Hazard Ratios, sowohl für bestimmte Stundenbelastungen als auch für Nutzungsjahre.
Die Ergebnisse in Kürze
Eine intensive Handynutzung war nicht mit einem statistisch signifikant erhöhten Risiko für den jeweiligen Hirntumor-Typ verbunden.
Die Perzentilenauswertung: Die Hazard Ratio pro 100 Stunden Handynutzung betrug
- für Gliome 1,0
- für Meningeome 1,01
- für Akustikusneurinome 1,02
Das heißt: Pro 100 Stunden, die das Handy länger genutzt wurde, stieg das Risiko für die untersuchten Tumoren nicht statistisch signifikant an.
In Nutzungsjahren ausgedrückt: Für Akustikusneurinome lag die Hazard Ratio bei mehr als 15 Jahren Nutzung im Vergleich zu unter 15 Jahren bei 0,76. Für Gliome (G) und Meningeome (M) ergaben sich jeweils im Vergleich zum Zeitraum von 0 – 9 Jahren folgende Hazard Ratios:
- für 10 – 14 Jahre: 0,81 (G) bzw. 1,22 (M)
- für mehr als 15 Jahre: 0,97 (G) bzw. 1,24 (M)
Insgesamt galt auch hier: Das Risiko war in keinem Fall statistisch signifikant unterschiedlich.
Fazit und Ausblick
Zusammen mit den Daten anderer Studien bekräftigen die Ergebnisse, dass auch eine intensive Handynutzung nicht mit einem erhöhten Risiko für Hirntumoren einhergeht. Weiterhin gilt jedoch: Jede und jeder kann seine individuelle Belastung durch elektromagnetische Felder bei der Handynutzung verringern. Derzeit werden potenzielle Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit in verschiedenen Studien – wie etwa der noch laufenden COSMOS – weiter untersucht.
Quellen
Feychting M, Schüz J, Toledano MB, Vermeulen R, Auvinen A, Harbo Poulsen A, Deltour I, Smith RB, Heller J, Kromhout H et al. Mobile phone use and brain tumour risk – COSMOS, a prospective cohort study. Environ Int. 2024 Mar 2;185:108552. doi:10.1016/j.envint.2024.108552
1 Bundesamt für Strahlenschutz (BfS): Zusammenfassung der Ergebnisse der INTERPHONE-Studie (Zugriff 22.3.2024)
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