Dr. Giuliano Piccoliori (Institut für Allgemeinmedizin und Public Health Bozen) empfiehlt Risikogruppen eine Impfung gegen Herpes Zoster. In den vergangenen zehn Jahren gab es in ganz Italien eine Zunahme der Herpes-Zoster-Fälle. Bei dieser Erkrankung der Haut, die auch als Gürtelrose bekannt ist, handelt es sich um eine Viruskrankheit. Charakteristisch sind kleine schmerzhafte Bläschen auf der Hautoberfläche. Zu den Risikogruppen zählen Menschen, die bereits eine Windpocken-Erkrankung hatten.
„Jahr für Jahr erkranken italienweit rund 150.000 Menschen an Herpes Zoster. Auch bei uns in Südtirol wird jede/r Vierte früher oder später an Gürtelrose erkranken“, warnt Dr. Giuliano Piccoliori, Wissenschaftlicher Leiter des Instituts für Allgemeinmedizin und Public Health in Bozen. „Als Hausarzt konnte ich letzthin eine größere Schwere der körperlichen Auswirkungen der Gürtelrose feststellen. Das gilt vor allem für die am meisten gefürchtete Folge – die sog. Postherpetische Neuralgie. Dabei handelt es sich um starke Schmerzen nach dem Auftreten einer Gürtelrose. Sie ähneln jenen, die durch eine Verbrennung entstehen, manchmal auch einem Stechen. Das hat mit der Entzündung des Nervs zu tun: Dieser ist von der Reaktivierung des Varizella-Virus betroffen“, erklärt Dr. Piccoliori. Bei fast einem Viertel der Fälle tritt diese Art von Schmerzen auf. Sie können einige Wochen oder Monate, manchmal sogar Jahre, wenn nicht gar ein Leben lang andauern.
„Schlafende“ Windpocken führen zur Gürtelrose
Vorneweg muss geklärt werden, dass sich niemand direkt mit Herpes Zoster anstecken kann. „Die Gürtelrose wird durch das Reaktivieren des Varizella-Virus (Windpocken) verursacht. Dieses Virus ,schläft’ sozusagen jahrelang – manchmal sogar lebenslang – in den Nervenknoten. Herpes-Zoster-Erkrankte können Windpocken nur in seltenen Fällen auf Personen übertragen, die noch nie Varizellen hatten oder nicht geimpft sind. In etwa einer/m von drei Träger:innen des Varizella-Virus wird irgendwann im Leben die Gürtelrose ausbrechen“, betont Dr. Giuliano Piccoliori, Allgemeinmediziner und Sprengel-Hygienearzt in Gröden.
Symptome
Die Wortherkunft von ,Herpes Zoster’ beschreibt bereits die wichtigsten Symptome dieser Krankheit: herpes bedeutet im Altgriechischen ,schleichender Schaden’, während zoster für ,Gürtel’ steht. Der Form des Hautausschlags ist auch das Wort ,Gürtelrose’ geschuldet: Die Knötchen- und Bläschengruppen sind gürtelartig auf der geröteten Haut (daher der Ausdruck ,Rose’) angeordnet. „Das offensichtlichste Symptom von Herpes Zoster ist das Auftreten von Hautläsionen in Form von Bläschen, die Juckreiz verursachen. Charakteristisch für den Zoster-Ausschlag ist, dass er nur eine Körperhälfte betrifft. Wenn die Bläschen – und jedenfalls die Hautläsionen – auch die andere Körperhälfte befallen, handelt es sich zumeist nicht um Herpes Zoster. In den vom Hautausschlag betroffenen Bereichen des Körpers äußern sich die Schmerzen durch starkes Brennen und Jucken. Manchmal kommt auch Fieber hinzu“, erklärt Dr. Piccoliori. „Es kann zu Komplikationen kommen, etwa zum Zoster oticus, der das Ohr befällt und zu Taubheit führen kann, und zum Zoster ophthalmicus, der das Auge angreifen und im schlimmsten Fall zur Erblindung führen kann“, unterstreicht Piccoliori. Diese beiden Entwicklungen erfordern normalerweise eine sofortige Einweisung ins Krankenhaus samt stationärer Behandlung. Darüber hinaus gibt es die gefürchtete Postherpetische Neuralgie, die chronische und sehr schmerzhafte Entzündung des betroffenen Nervs. Sie kann sehr beeinträchtigend und sehr schwer zu behandeln sein.
Risikogruppen
Gefährdet sind in erster Linie Menschen, die aufgrund anderer Erkrankungen und gesundheitlicher Probleme (z.B. Aids, Leukämie, Transplantationen oder Dialyse) ein geschwächtes Immunsystem aufweisen. Bei Diabetiker:innen und älteren Menschen besteht ein erhöhtes Risiko, zu erkranken und schwere Formen von Herpes Zoster zu entwickeln. Das kann vor allem dann der Fall sein, wenn sie an chronischen Herz- oder Lungenerkrankungen leiden. Doch die Gürtelrose betrifft in zunehmendem Maße auch jüngere Menschen, die nicht gegen Windpocken geimpft sind. „Darüber hinaus“, hält Dr. Giuliano Piccoliori fest, „gibt es bereits zur Genüge wissenschaftliche Beweise, die bestätigen, dass Zoster häufiger bei jenen Personen auftritt, die kürzlich von einer COVID-19-Erkrankung betroffen waren.“
Vorbeugung
Neben der Herpes-Zoster-Schutzimpfung ist die seit einigen Jahren in Italien vorgeschriebene Impfung gegen Varizellen (Windpocken) die einzig mögliche Form der Prävention gegen Gürtelrose – und das bereits in jungen Jahren. „Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass jede körperliche und seelische Belastung das in den Nervenknoten schlummernde Varizella-Virus ,aufwecken’ und dadurch den Herpes Zoster auslösen kann“, erläutert Dr. Piccoliori.
Impfung
„Lange Zeit stand als Impfstoff nur Zostavac zur Verfügung, also ein abgeschwächter Lebendimpfstoff. Der Impfstoff enthält lebende Mikroorganismen, die von Viren abstammen. Diese Viren können die Krankheit aber nicht verursachen“, sagt Dr. Piccoliori. „Die Verwendung dieses Impfstoff-Typs ist vornehmlich bei Menschen mit mehr als 64 Lebensjahren angebracht. Ratsam ist der Einsatz auch bei Menschen über 50, die an Herzkrankheiten, chronischer Bronchitis und Diabetes leiden“, so Dr. Piccoliori. Nach dem Zoster-Ausbruch müssen sechs bis zwölf Monate vergehen, bevor Zostavac verimpft werden kann. Seit Kurzem ist ein sogenannter rekombinanter Impfstoff mit Wirkungsverstärkern auf dem Markt: Shingrix. Dieser Impfstoff hilft dem Immunsystem von Menschen, die bereits gegen Windpocken immun sind, Antikörper gegen das Virus zu bilden. „Die Impfung mit Shingrix ist ab dem 18. Lebensjahr ratsam bei Menschen mit angeborener oder erworbener Immunsuppression, bei Dialyse-Patient:innen, bei Personen mit schweren Formen von Herpes Zoster oder bei einem erneuten Zoster-Auftreten“, informiert Dr. Piccoliori. Die Impfungen gegen die Gürtelrose werden von den Hygienediensten aller Südtiroler Gesundheitsbezirke durchgeführt. Die Sprengel-Hygieneärzte verabreichen ausschließlich den abgeschwächten Lebendimpfstoff.
Wirksamkeit der Impfung
Die Impfung gegen die Gürtelrose kann die Fälle von Postherpetischer Neuralgie um etwa 65% und die klinischen Fälle von Herpes Zoster um 50% reduzieren.
Die Impfungen werden Personen mit erhöhtem Risiko und Menschen mit mehr als 64 Lebensjahren gemäß dem gesamtstaatlichen Plan zur Impfprävention 2017–2019 kostenlos angeboten.
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