Kein anderes Rauschmittel ist hierzulande so weit verbreitet wie Alkohol. Doch wie schädlich ist er, wann trinkt man zu viel und wie zeigt sich ein Alkoholproblem? Vorurteile und Irrtümer dazu sind verbreitet. Das Portal Gesundheitsinformation.de hat acht Fakten zum Thema Alkohol zusammengestellt.
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Fakt 1: Alkohol schadet der Gesundheit – auch dem Herzen
Der Irrglaube, dass ein Glas Rotwein am Tag gut für das Herz sei, ist weit verbreitet. Inzwischen ist der Einfluss von Alkohol auf die Gesundheit jedoch gut untersucht. Klar ist: Wer aus Genuss gelegentlich ein Glas Rotwein trinkt, muss sich zwar keine Sorgen um die Gesundheit machen. Etwas Gutes tut man ihr damit aber nicht. Zusammenfassende Auswertungen von Studien mit vielen Millionen Menschen zeigen: Menschen, die etwas Alkohol trinken, bekommen tatsächlich etwas seltener einen Herzinfarkt. Für alle anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, zum Beispiel Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen, trifft aber das Gegenteil zu: Auch ein moderater Alkoholkonsum erhöht das Risiko hierfür. Entscheidend ist, dass Alkohol sehr viele andere Erkrankungen wahrscheinlicher macht, darunter verschiedene Krebserkrankungen. Auch Unfälle werden durch Alkohol häufiger. In der Gesamtschau zeigt sich: Je mehr Alkohol, desto schädlicher.
Fakt 2: Alkoholprobleme gibt es in allen Gesellschaftsschichten
Es ist ein Vorurteil, dass vor allem Menschen mit wenig Geld und Bildung zu viel Alkohol trinken. Bei Frauen ist sogar das Gegenteil der Fall: Untersuchungen des Robert Koch-Instituts zeigen, dass Akademikerinnen fast doppelt so häufig riskante Alkoholmengen trinken wie Frauen mit einem Hauptschulabschluss. Bei Männern zeigt sich ein ähnlicher Zusammenhang, die Unterschiede zwischen verschiedenen Bildungsgruppen sind bei ihnen aber kleiner. Ähnliches gilt übrigens für die Altersverteilung: Das Trinkverhalten von Erwachsenen unterscheidet sich nur wenig – unabhängig davon, ob sie 20, 40 oder 60 Jahre alt sind. Auch Alkoholabhängigkeit kommt in allen Bevölkerungsschichten und Bildungsgruppen vor.
Fakt 3: Bier und Wein sind genauso schädlich wie Schnaps
Manche Menschen gehen davon aus, dass Getränke mit geringerem Alkoholgehalt weniger schädlich sind. Dies spiegelt sich auch im Sprachgebrauch wider, wenn Spirituosen als „harter Alkohol“ bezeichnet werden. Fachleute sind sich aber einig: Entscheidend ist die Gesamtmenge des konsumierten Alkohols – und nicht, in welcher Form man ihn zu sich nimmt. Anders ausgedrückt: Ob man 300 ml Bier trinkt, 125 ml Wein oder 40 ml Whisky, spielt keine Rolle – in allen drei Getränken ist dieselbe Menge Reinalkohol enthalten.
Fakt 4: Rauschtrinken ist auch bei Erwachsenen verbreitet
Starker Alkoholkonsum wird manchmal vor allem als Problem von Jugendlichen betrachtet. Untersuchungen des Robert Koch-Instituts zeigen jedoch, dass Rauschtrinken in allen Altersgruppen vorkommt. Von Rauschtrinken spricht man, wenn jemand zu einer Gelegenheit wie einer Feier oder einem Kneipenabend sechs oder mehr alkoholische Getränke trinkt. Dies entspricht mindestens 60 Gramm Reinalkohol. So viel ist zum Beispiel in drei großen Flaschen Bier (insgesamt 1,5 Liter) oder drei großen Gläsern Wein (insgesamt 0,6 Liter) enthalten. In Umfragen gaben 25 % der Frauen und über 40 % der Männer in Deutschland an, mindestens einmal im Monat so viel Alkohol zu trinken.
Fakt 5: Alkohol stört den Schlaf
Weil Alkohol müde machen kann, ist der Glaube verbreitet, dass Alkohol bei Schlafproblemen hilft. Dem ist nicht so – im Gegenteil: Wer vor dem Schlafengehen größere Alkoholmengen trinkt, schläft zwar oft schneller ein, nimmt dem Körper aber die Nachtruhe. Statt im Schlaf Erholung zu finden, ist der Organismus damit beschäftigt, den Alkohol abzubauen. Dadurch verkürzen sich die Tiefschlafphasen, man schläft unruhig und wacht häufig auf. Zudem kann Alkohol Schnarchen begünstigen – was für die Partnerin oder den Partner störend ist.
Wenn man nur mit Alkohol einschlafen kann, deutet dies auf ein Alkoholproblem hin. Dies ist ein guter Grund, die eigenen Trinkgewohnheiten zu überdenken!
Fakt 6: Man kann ein Alkoholproblem haben, ohne betrunken zu sein
Nicht jeder Mensch mit einem Alkoholproblem betrinkt sich. Manche trinken täglich moderate Mengen, schaffen es aber nicht, einen Tag ohne Alkohol auszukommen. Sie brauchen eine bestimmte Menge Alkohol im Blut, um Entzugserscheinungen zu vermeiden. Dies wird auch als Spiegel- oder Pegeltrinken bezeichnet. Ein Alkoholproblem kann sich sehr unterschiedlich äußern. Entscheidend ist unter anderem, ob jemand die Kontrolle über das eigene Trinkverhalten verloren hat oder den Alkohol nutzt, um zum Beispiel Probleme zu verdrängen oder im Alltag zu funktionieren.
Fakt 7: Oft wird Alkohol aus anderen Gründen als zum Genuss getrunken
Alkohol ist zwar ein Genussmittel, dessen Geschmack und anregende Wirkung viele Menschen mögen. Oft verleiten aber ganz andere Gründe zum Trinken, zum Beispiel,
- weil andere es tun und man nicht auffallen möchte – zum Beispiel, wenn bei einer Feier auf etwas angestoßen wird. Bei Männern kann außer sozialem Druck auch das Selbstbild eine Rolle spielen – etwa die Sorge, als unmännlich zu gelten, wenn man nicht trinkt. Zudem ist es nicht immer einfach, abzulehnen: Alkohol ist in der Gesellschaft so verbreitet, dass es mürbe machen kann, immer wieder Nein zu sagen oder erklären zu müssen, warum man nichts trinkt.
- um Probleme zu vergessen: Nicht wenige Menschen trinken Alkohol, um private oder berufliche Probleme für eine Weile zu vergessen. Manche versuchen, sich damit zu beruhigen, um im Alltag weiter zu funktionieren. Die Probleme verschwinden dadurch natürlich nicht – und Alkohol kann zum zusätzlichen Problem werden. Nicht zuletzt verstärkt Alkohol nicht nur positive, sondern auch negative Gefühle.
Fakt 8: Alkohol ist für Säuglinge gefährlich
Die meisten wissen, dass Alkohol in der Schwangerschaft für das Ungeborene schädlich ist. Aber auch stillende Frauen und Eltern von Säuglingen wird aus verschiedenen Gründen empfohlen, auf Alkohol zu verzichten. Der wichtigste ist, dass das Baby den Alkohol über die Muttermilch aufnehmen kann. Weil Säuglinge Alkohol kaum abbauen können, ist er für sie besonders gefährlich.
Aus Studien weiß man zudem, dass der Konsum größerer Alkoholmengen (mehr als zwei alkoholische Getränke täglich) das Risiko für einen plötzlichen Kindstod erhöht – zum Beispiel, wenn man zusammen mit dem Kind auf dem Sofa einschläft.
Wenn Eltern nicht ganz auf Alkohol verzichten möchten, ist es für sie sinnvoll, ein paar Regeln einzuhalten:
- Am besten trinken sie nur an 1 oder 2 Tagen in der Woche Alkohol und beschränken sich dabei auf 10 Gramm Alkohol (zum Beispiel 0,1 Liter Wein).
- Nach Alkoholkonsum ist es wichtig, ausreichend Abstand zum Stillen einzuhalten, damit der Alkohol in der Muttermilch wieder abgebaut werden kann: Wenn die Mutter 0,1 Liter Wein getrunken hat, sollte sie zum Beispiel 2 bis 3 Stunden warten, bis sie wieder stillt oder Milch abpumpt. Ansonsten besteht die Gefahr, dass die Muttermilch noch Alkohol enthält.
- Das Kind sollte in die Obhut einer nüchternen Vertrauensperson gegeben werden, wenn man mal etwas mehr Alkohol trinkt – zum Beispiel den Großeltern oder dem Partner.
Quellen
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Jacobi F, Höfler M, Siegert J et al. Twelve-month prevalence, comorbidity and correlates of mental disorders in Germany: the Mental Health Module of the German Health Interview and Examination Survey for Adults (DEGS1-MH). Int J Methods Psychiatr Res 2014; 23(3): 304-319.
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Lange C, Manz K, Kuntz B. Alkoholkonsum bei Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen. Journal of Health Monitoring 2017; 2(2): 66-72.
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Wood AM, Kaptoge S, Butterworth AS et al. Risk thresholds for alcohol consumption: combined analysis of individual-participant data for 599 912 current drinkers in 83 prospective studies. Lancet 2018; 391(10129): 1513-1523.
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